Veranstaltung: | Mitgliederversammlung GRÜNE JUGEND Würzburg 2017/1 |
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Tagesordnungspunkt: | 8.8.2. Verschiedene Anträge |
Antragsteller*in: | Konstantin Mack |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 03.07.2017, 19:25 |
A2: Julius Echter: Gegenreformator, Hexenverfolger, Antisemit
Antragstext
In Kooperation mit der Universitätsbibliothek, dem Mainfränkischen Museum, sowie
dem Bistum und der Diözese Würzburg veranstaltet das Martin-Wagner-Museum
anlässlich des 400. Todestags von Julius Echter die Sonderausstellung „Julius
Echter - Patron der Künste“. Parallel dazu findet im Museum im Dom die
Sonderausstellung „Julius Echter - der umstrittene Fürstbischof“ statt. Beworben
werden diese Ausstellungen als „Highlight 2017“
(http://www.wuerzburg.de/de/veranstaltungskalender/events-
termine/veranstaltungshighlights/411634.Sonderausstellung-zum-400.-Todestag-
Julius-Echters-2017-Julius-Echter---Patron-der-Kuenste.html), wenn auch die
Stadt Würzburg auf die „Kontroversen“ um Julius Echter hinweist. Welcher Art
diese Kontroversen sind, wird allerdings zumeist verschwiegen. Denn Julius
Echter ist fest mit der Würzburger Geschichte verwoben und dient als Namensgeber
für zahlreiche Straßen, Gebäude und öffentliche Plätze. Ein prominentes Beispiel
ist das Juliusspital, das von seinem Namensgeber selbst erbaut wurde. Der
Bebauung weichen musste der ehemalige jüdische Friedhof. Die Zerstörung eines
Friedhofs gilt als unvereinbar mit dem jüdischen Glaubensgrundsatz der ewigen
Totenruhe. Die damalige jüdische Gemeinde protestierte gegen dieses frevelhafte
Vorhaben Echters, hatte aber keinen Erfolg. Doch Julius Echter machte sich auch
in anderen Belangen keinen Namen als Freund der Jüdinnen_Juden: in Würzburg
setzte er die gewaltsame Enteignung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung
durch und entzog ihnen u.a. ihr Wohnrecht. (Roper, Lyndal. Hexenwahn. Geschichte
einer Verfolgung. München 2007, S. 66.) Echters Antisemitismus ging außerdem
Hand in Hand mit der Hexenverfolgung. Als Fürstbischof von Würzburg trieb er die
Jagd auf (vermeintliche) Hexen und deren Verurteilung voran. Während seiner
Regentschaft wurden bis zu 300 Menschen verbrannt.
(http://www.oehring.net/hexenbruch/04.html) Auch die Würzburger Protestant_innen
hatten unter Echters gegenreformatorischen Aktivitäten zu leiden; ließen sie
sich nicht taufen, mussten sie die Stadt verlassen.
(http://www.echter2017.de/detailansicht/„es-lohnt-sich-ueber-echter-und-seine-
zeit-nachzudenken“/598f6391-6f75-45ab-98e4-7aa95c4b0066?mode=detail)
Julius Echter war also keinesfalls lediglich ein „Patron der Künste“, den die
Stadt Würzburg unkritisch bejubeln sollte. Die Diözese und das Bistum Würzburg
geben zwar in einer ausführlichen Beschreibung ihrer Sonderausstellung zu, dass
seine Regierung auch ihre "Schattenseiten" gehabt habe
(http://www.echter2017.de/ausstellung), auf den überall in der Innenstadt und
Universitätsgebäuden verteilten Plakaten bleibt dies allerdings unerwähnt.
Als GRÜNE JUGEND Würzburg sprechen wir uns deshalb gegen das „Echterjahr 2017“
und dessen unreflektierte Außendarstellung aus. Julius Echter als
„umstrittene[n] Fürstbischof“ zu bezeichnen, verharmlost dessen gewaltsames
Vorgehen gegen nicht-Katholik_innen und gegen (vermeintliche) Hexen. Seinen
Antisemitismus damit zu entschuldigen, er sei ein Kind seiner Zeit, oder gar zu
versuchen, „Erklärungsansätze für die heute nach wie vor kontroverse Wahrnehmung
auf die Person Julius Echter anzubieten“ (http://www.echter2017.de/ausstellung),
bagatellisiert die begangenen Verbrechen und ist gerade für die Nachkommen von
Echters Opfern ein Schlag ins Gesicht.